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Teil 10: Der Buchrücken
Vor langer Zeit in einem weit entfernten Land … Nein, ich fange nochmal an: „In der erstaunlichsten Stadt des Universums, in Lutetia“. Jeder sucht sich den gewünschten Anfang aus.
Jedenfalls war die Abschlussklasse des Berufsgrundschuljahrs Drucktechnik Mainz in Paris. Und ich dabei. Ziemlich lange her. Wir besuchten unter anderem die weltberühmten Pariser Restaurationswerkstätten für historische Bücher und Schriften. Dort können sie unglaubliche Sachen und besitzen eine riesige Sammlung mittelalterlicher, handgeschriebener Bücher. Unter anderem besichtigten wir eine Werkstatt, wo Einbände restauriert wurden. Der Mitarbeiter war gerade dabei, die Umschläge einer Reihe von Pariser Stadtchroniken aus dem 18. Jahrhundert wieder her zu stellen und mit Blattgold zu verzieren. In einem Abfallkorb lag ein Umschlag, den er nicht mehr für restaurierungswürdig hielt. Ich fragte schüchtern, ob ich den haben könnte … und seit dem befindet er sich in meinem Besitz. Der Umschlag war mit dünnem und sehr feinen Leder überzogen. Die Goldverzierungen sieht man noch etwas. Auf der Rückseite das mormorierte Schmuckpapier. Das Runde Zierwappen in der Mitte prangte auf dem neu erstellen umschlag und man sieht nur noch das Oval, wo es mal stand.
Ich liebe das Stück. Was es alles erzählt, was es alles an Geschichten und Informationen einmal ummantelte. Ein Stück Geschichte mit hohem ästhetischen Wert für mich.
Teil 9: David Carson
Heute geht es um Grafik und Design, um einen der radikalsten Layouter überhaupt, einen echten Revolutionär und Freigeist. DAVID CARSON ist durch die Vorstellungen, was gutes Design zu sein hat, durchgestoben wie eine Bowlingkugel beim Strike. Danach stand nix mehr, was vermeintlich fest stand.Im Grunde galt (und gilt ja auch immer noch), das z.B. gute Typografie das Lesen unterstützt, das es ausgefeilte Regeln gibt über Abstände oder Zeilenumbrüche. Bilder begleiten den Text in bravem Abstand, jede Seite einer Publikation folgt einem immer gleichen Gestaltungs-Raster. Etc. pp.
David Carson hat das alles in Frage gestellt. Er hat den Text und die Bilder mehr als Anlass für radikale Gestaltung genommen, hat dem Design selber Emotionalität erlaubt. Ein hat z.B. ein Surfer-Magazin gestaltet nach der Idee: wenn der Sport so dynamisch ist, so bewegt, dann muss es das Layout auch sein. Bei David Carson ist eine Seite immer auch eine Herausforderung, der man sich stellen muss. Wenn er Textblöcke ausseinander reisst, die Leserichtung plötzlich ändert, Wörter a u sse in and er zieht oder zsmndrkt, Bilder kippt, Textzeilen Linien aus Bildern weiter verfolgen lässt, … dann finde ich das eine grossartige Arbeit, die für mich den Nachkriegs-Expressionismus ins Design überführt.
Für mich waren und sind diese Layouts der Ausdruck von Freiheit und Mut. Heute findet man derartige Ansätze kaum noch, am ehesten beim Design von Plattencovern. Die Bilder sind aus dem Buch David Carson – the end of print entnommen. Das Vorwort schrieb David Byrne.
Teil 8: K.R.H. Sonderborg
Heute wirds abstrakt, minimalistisch und zeichnerisch. K. R. H. Sonderborg, der eigentlich Kurt Rudolf Hoffmann heisst, sich aber dann nach seinem Geburtsort in Dänemark nannte. Ein wichtiger Zeichner der abstrakten Kunst, des Informel. Was ich hier ausgesucht habe, ist im Grunde nicht spektakulär. Er hat viel spektakuläreres gemacht. Aber ich finde es ein gutes Beispiel dafür, was Zeichnung sein kann. Nämlich Leise, minimalistisch und anregend. Die Reihe heisst einfach „Variationen“ und ist von 1992. Es sind Kompositionen, Unterteilungen des Raums. Ich sehe da viel Architektonisches. Perspektiven. Strenge. Durch die Varianten hat man dann auch Veränderung, Fortschreitung, Bewegung.
Ach, was schreib ich. Mir gefällt sowas halt. Ich kann sowas lang anschauen.
Teil 7: Poul Anker Bech
POUL ANKER BECH (1942 – 2009) Ein dänischer Maler, dessen Werke ich auf zwei Ausstellungen gesehen und bewundert habe. Er konnte sowohl in Öl als auch Aquarell virtuos malen und seine Bilder zeichnen aus, das ihnen fast immer eine sehr eigenartige Stimmung innewohnt. Meistens etwas lakonisch, mit gelegentlich aufblitzenden feinen Witz. Viele Arbeiten sind im weitesten Sinne surrealistisch. Wenn Dali seine Bilder in komplett naturalistischer Malweise inszeniert, setzt Bech immer noch einen malerischen Kontrapunkt. In dem Bild mit der Mülltüte sind die Figuren nur ganz abstrakt angedeutet. Das Prinzip, realistische auf abstrakte Darstellung prallen zu lassen, gefällt mir besonders.
In einer Biografie steht über ihn ein schöner Satz:“He would like his paintings to easily be remembered, without needing to understand their meaning.“
https://poulankerbech.dk Habt eine schöne Woche.Bilder aus einem Ausstellungskatalog.